Donnerstag, 7. Juni 2012

Radiosendung Online

Nun ist auch die Radiosendung, die wir im Rahmen des Seminars produzierten, online. Unter diesem Link findet sich auch die Zeitung, die wir beim Workshop in der Demokratiewerkstatt des Österreichischen Parlaments, zusammenstellten.

http://cba.fro.at/60092

Viel Vergnügen beim Hören und Lesen!

Montag, 14. Mai 2012

FoodCoop

Unter einer Foodcoop ist die Verbindung von Personen zum gemeinsamen Einkaufen zu verstehen. Die Idee dahinter ist, dass man gemeinsam große Mengen Lebensmittel direkt von den ProduzentInnen kauft, so lohnt es sich für die Bauern, in die Stadt zu fahren und dadurch ihre Produkte günstiger zu verkaufen. Dadurch kann man als Mitglied einer Foodcoop meist preiswerter einkaufen als in einem Bioladen. Die Foodcoops funktionieren so, dass die Mitglieder die Arbeit untereinander aufteilen und alle Angelegenheiten zusammen verwalten.
 Die einzelnen Foodcoops können unterschiedlich funktionieren.
Zum Beispiel:


  •          Bei Bestellfoodcoops wird gemeinsam bestellt
  •          Bei Lagerfoodcoops wird ein gemeinsames Warenlager unterhalten
  •      Bei Mitgliedläden sorgt ein Angestellter für die Versorgung eines gemeinsamen Ladens.






In Deutschland gibt es schon zirka 300 - 400 Lebensmittelgemeinschaften. Sie sind auch in Amerika, in England oder in Österreich zu finden. Es gibt immer mehr Menschen, die zu einer Foodcoop stoßen.
Die Vorteile einer Foodcoop:
  •          Direkt von Bauern gekauften Waren
  •          Die Waren werden aus der Region einer Foodcoop gekauft, so werden auch die Bauer in der Nähe unterstützt
  •      Die Mitglieder einer Foodcoop können nachschauen, woher die Waren kommen, wie sie hergestellt werden
  •          Die Mitglieder einer Foodcoop können in der Herstellung der Waren teilnehmen
  •          Sie können zusammen bestimmen, was für Waren sie in ihrem Geschäft haben wollen und woher sie die Waren kaufen wollen
  •        Die Waren sind 100% gesund
  •         Im Vergleich zu einem Bioladen kosten die Produkte 40- oder 50% weniger
  •         Die Mitglieder einer Lebensmittelgemeinschaft bilden eine große Familie


Wie kann man Mitglieder sein?
Man muss sich direkt bei einer Gruppe erkundigen, aber es ist in jeder Gemeinschaft unterschiedlich. Das Vertrauensverhältnis ist sehr wichtig. Es gibt solche Kooperativen, die neue Mitglieder nur auf Empfehlung aufnehmen, oder solche wo eine Probezeit angesetzt wird, in der man sich kennenlernen kann.

Die Mitglieder so einer Gemeinschaft können auf sich selbst stolz sein. Sie stellen ein sehr positives Vorbild für die Welt dar. Meiner Meinung nach hat diese Selbstbestimmung nur positive Seiten. Leider gibt es in Ungarn noch keine Foodcoop, obwohl es hier eine schöne Zukunft haben könnte. Ich hoffe, dass bald auch bei uns eine gegründet wird. Ich würde bestimmt Mitglied werden! J




Danke für das Lesen!
Sophie

Links

Samstag, 12. Mai 2012

Kostnixladen




Wir leben heute in einer Gesellschaft, deren wirtschaftliche Verhältnisse auf dem Kapitalismus basieren. Dabei steht die Kapitalverwertung im Mittelpunkt. Tauschmittel zum Warenerwerb ist das Geld und es gilt, aus einem Geldbetrag mehr Kapital zu schlagen. Die Beziehungen zwischen den Menschen am Markt werden über den Tausch von Ware und Geld vermittelt.
Daraus resultieren unweigerlich zwei Fragen. Ist das schon immer so gewesen? Hat es schon immer Geld als Tauschmittel gegeben? Nein, so war es nicht. In lang vergangenen antiken Zeiten geschah der Handel zwischen den Menschen auf anderem Wege. Die verschiedensten Menschengruppen tauschten ihre Waren untereinander. Sie lebten in Gemeinschaften und wenn sie etwas benötigten, seien es gesammelte oder handwerklich geschaffene Erzeugnisse, so wurde es innerhalb der Gruppe aufgeteilt und hergestellt. Sie waren dadurch in der günstigen Lage, Selbstversorger zu sein.
Mit dem Einbruch der Antike begann man sich mit verschiedenen Fachbereichen, wie zum Beispiel der Landwirtschaft, zu beschäftigen und wurde dadurch produktiver. Die Arbeit wurde auf verschiedene Personen aufgeteilt und so entstand die Notwendigkeit die Erzeugnisse untereinander zu tauschen. Benötigte beispielsweise ein Schmied Weizen, so hatte er die Möglichkeit mit einem entsprechenden Weizenbauer einen Tauschhandel einzugehen, sofern er Dinge besaß oder herstellen konnte, die dem Bauern von Nutzen sein konnten. Auf diese Weise entstanden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Handelsplätze und auch Handelsrouten. Im fortgeschrittenen Zeitalter der Antike, etwa um 500 v. u. Z. entstand das Geld als Tauschmittel. Seitdem ist es für die Menschen von größtem Interesse, weil es einerseits möglich ist, den eigenen Reichtum zu messen und zudem eine langfristige Lagerung von Vermögen gegeben ist. 

Aber was assoziieren wir, wenn wir das Wort umsonst hören? Den meisten Menschen fällt mit großer Sicherheit zuerst das Wort „kostenlos” ein, jedoch hat es eher die Bedeutung, dass etwas „ohne Gegenleistung” beziehungsweise „frei erhältlich” ist. Hier geht es jedoch um eine „Umsonstökonomie”, die auf bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse verweist. In Österreich bespielsweise existieren seit einiger Zeit sogenannte „Kostnixläden” oder in Deutschland „Umsonstläden”, in denen das Individuum mit seinen eigenen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht.

Dort ist nicht der Tauschwert einer Ware, sondern der Wert ihrer Nutzbarkeit von Interesse. Benötigt man einen Besitz nicht länger, sei es ein funktionierendes Haushaltsgerät, lange nicht mehr getragene Kleidung oder von Kindern abgelegte Spielsachen, kann man seine Habseligkeiten in diesen Läden abgeben und anderen damit die Möglichkeit geben, diese kostenfrei zu erwerben. Die Nehmenden können so aus einer Vielzahl verschiedener Waren wählen und rein nach ihrem Bedarf auswählen, ob sie etwas mitnehmen oder nicht. So kann man, statt die Dinge wegzuwerfen oder über Jahrzehnte ungenutzt zu lagern, bedürftigeren Menschen helfen. Die Läden selbst verkaufen die Waren nicht weiter, sie geben sie kostenlos an andere weiter; sie verschenken die Güter. So freuen sich auch Kinder, deren Eltern nicht in der Lage sind, Geld für teure Spielzeuge oder Kleidungsstücke aufzubringen, über diese „Geschenke” sehr.

Doch ergibt sich aus dieser neu entdeckten alten Art des Handels eine weitere Möglichkeit: Ähnlich der aufkommenden Welle des Containerns bietet sich durch die kostenfreie Weitergabe von Waren die Möglichkeit, den Markt zu erziehen. Überproduktionen können so langfristig nach unten reguliert werden. Außerdem ergibt sich für unseren Planeten eine Entlastung, wird doch weniger weggeworfen und damit weniger Müll produziert. Aber nicht nur an Abfall würde gespart - auch wäre der zwanghafte Abbau von Ressourcen und die damit verursachte Belastung der Umwelt weniger intensiv. Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass mehr Menschen den Mut haben, diesem Konzept der Warenweitergabe zu folgen.
Alles in allem ist diese Idee eine wünschenswerte und in Zukunft hoffentlich noch stärker genutzte.
Doch um langfristig Erfolg für diese Art des Handels zu erzielen, ist es notwendig, dass mehr Menschen bereit werden, einerseits Dinge, die sie nicht mehr benötigen, für andere herzugeben, und andererseits auch vom Gedanken abkommen, alles was sie an Gebrauchsgütern benötigen unbedingt neu kaufen zu müssen.

Danke für das Lesen!
Mandrika



Freitag, 11. Mai 2012

Barcamp









In der Welt gibt es viele Veranstaltungen in verschiedenen Bereichen (wie zum Beispiel in der Kunst oder in der Bildung), wo die Bürger über Innovationen informieren und  daneben ihre Erfahrungen austauschen können. Heutzutage gibt es eine neue Form von Veranstaltungen der sogenannte Barcamp. Dieses neue Phänomen unterscheidet sich ein bisschen von den klassischen Veranstaltungen, weil Inhalt und Ablauf der offenen Tagung von den Teilnehmern selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. Barcamps dienen dem inhaltlichen Austausch und der Diskussion, können aber auch bereits am Ende der Veranstaltung konkrete Ergebnisse vorweisen.















Seit dem ersten Barcamp in Kalifornien im August 2005 verbreiteten sich Barcamps in Nordamerika, Asien und Europa. So fanden bereits Ende September 2006 in Berlin und Wien die ersten Barcamps des deutschsprachigen Raums statt.
Ein Barcamp besteht aus Vorträgen und Diskussionsrunden (sogenannte Sessions), die durch die Teilnehmer selbst koordiniert werden. Alle Teilnehmer sind aufgefordert, selbst einen Vortrag zu halten oder zu organisieren. Alle Unkonferenzen werden im Internet angezeigt, dort bekommen wir alle nützlichen Informationen darüber und wenn einem eine der aufgezählten Veranstaltungen uns gefällt, dann muss man sich auf dieser Internetseite anmelden. Die Anmeldung ist sehr wichtig, weil die Plätze limitiert sind. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Kosten der Veranstaltung und der Verpflegung werden oft von Sponsoren getragen. Im Allgemeinen dauert ein Barcamp mehrere Tagen, deshalb müssen auch Unterkünfte besorgt werden, aber auch darüber sind Informationen im Internet zu finden.
Der Ablauf von Barcamp:
An solchen Veranstaltungen nehmen mehrere Dutzend bis Hunderte Interessente teil, die eigene Themen ins Plenum geben und  dazu je eine Arbeitsgruppe bilden. In dieser werden mögliche Projekte erarbeitet. Die Ergebnisse werden am Schluss gesammelt. Als Ergebnis entstehen fertige Projekte mit lauffähigem Code, oder Code-Schnipsel zur Verbesserung bestehender Projekte oder nur Projektideen. Der Moderator spielt eine wichtige Rolle beim Ablauf eines Barcamp. Er moderiert das Plenum am Beginn und leitet die ganze Veranstaltung. Wichtig ist eine Infrastruktur während des Barcamp, die für funktionierende Netzwerke und Hardware sorgt, für ausreichend Stifte, Packpapier, Klebeband, aber auch für Getränke und Verpflegung. Der Erfolg der Veranstaltung hängt letztlich an der Fähigkeit der Veranstalter und auch der Teilnehmer.
10 Schritte ein Barcamp zu organisieren:
Wir können auch selbst ein Barcamp organisieren, nur diese 10 Schritte müssen wir befolgen!!!!
  1.  Zuerst sollst du die Zeit (in der 6-8 Wochen im vorhinein) festlegen nachdem du www.upcoming.org auf mögliche Überschneidungen überprüft hast. Man wird wissen wollen wann das Ereignis stattfindet und es ist sehr viel überzeugender, wenn du eine klare Antwort geben kannst
  2.   Schaffe die Grundlage für die Zusammenarbeit:


·         Lege eine Seite auf www.barcamp.org an, wo du die nützlichen Informationen (Registrierung, Startseite, Planung und Sponsoren) gibst.
·         Eröffne ein Googlegroup für die Zusammenarbeit der Organisatoren, wo die Teilnehmer diskutieren können.
·         Richte ein System zum Sammeln und Organisieren von E-Mail Adressen ein (zum Beispiel eine gemeinsame Gmail Adresse)
·         Richte schließlich einen Skype-Account ein, wo die Teilnehmer „persönlich“ diskutieren könne, ohne Schwierigkeiten, die echte persönliche Treffen mit sich bringen.
   3. Entwirf ein Logo für dein Barcamp, mit dem du das Thema deines Barcamps ausdrückst.

 4. Stelle das Event auf der Startseite von www.barcamp.org ein und verweise auf deine Barcamp-Website. Kontaktiere dir bekannte Blogger und gib Ihnen den wichtigsten Informationen über dein Barcamp (Datum und deine Website)

5.  Nimm den Kontakt mit diejenigen auf, die auf deine Anzeige geantwortet haben: Verteile die Aufgabe schnell. Sei direkt, offen und dankbar für ihre Hilfe. Erlaube den Leuten ihre Aufgaben so weit wie möglich selbst zu wählen, aber wenn nötig ist etwas private Ermunterung hilfreich.

6. Verteile die folgenden Aufgaben:

·         Sponsoren-Cowboy, der Sponsoren sammelt, die bereit sind, dein Barcamp zu unterstützen. Er sorgt auch dafür, dass am Ende Quittungen  ausgestellt werden. Das ist dein “Buchhalter” und von entscheidender Bedeutung.
·         Verpflegung-Zar: du musst eine Gruppe von Leuten für 24 Stunden  verpflegen, deshalb musst du auch für die Mahlzeiten sorgen. Versuche die Kosten niedrig zu halten, weil das deine größte Ausgabe sein kann.
·         T-Shirt Meister: du musst für ein gemeinsames T-Shirt sorgen, wo du die Sponsoren anzeigen kannst.
·         WIFI-Guru: die Teilnehmer brauchen Internetzugang  um ihre Präsentationen halten zu können. Damit du diese Bedürfnisse befriedigen kannst, dann brauchst du jemand, der die Internetverbindung installiert und während der Konferenz am Laufen hält.


7. Suche einen Veranstaltungsort: Am wahrscheinlichsten wirst du den Veranstaltungsort durch einen persönlichen Kontakt eines Organisators oder eines aktiven Teilnehmers finden. Wenn du so keinen Ort findest, dann kannst du noch einen Sponsor suchen, der dir sein Büro oder Immobilie als Veranstaltungsort anbietet. So bekommst du diesen Ort auch kostenlos.


8. Sobald du einen Veranstaltungsort hast, dann gib ihn auf deiner Webseite an.


9.  Mache Listen aller kleinen Dinge, die du zusammentragen musst. Stelle diese Listen auf deine Internetseite und ermuntere die Leute, so viel wie möglich von diesen Dingen zu spenden und/oder mitzubringen. Leihen ist viel besser als kaufen, wann immer dies möglich ist.


10. Bereite den Start vor: Versende 3-5 Tage vor der Veranstaltung eine Erinnerung und auch am Tag vor dem Event. Es ist sehr wichtig, dass du vor der Veranstaltung ruhig und ausgeruht bist. Wenigstens in der ersten Hälfte der Eröffnungsveranstaltung wirst du etwas Stress haben, und musst generell sicherstellen, dass die Teilnehmer reden. Genieße es dann!

Weitere Anmerkungen:

  • Respektiert eure Mitorganisatoren und seid dankbar für ihre Hilfe.
  •  Ermuntere jeden sich zu engagieren.
  • Werde nicht zu nachlässig mit der “Jeder muss teilnehmen”-Regel. Es geht nicht nur um Anwesenheit, es geht um Wissenstransfer.
  •  Denke daran: Es soll Spaß machen. Halte es auch so!
 Bis heute werden viele interessante Barcamps zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel Bürgerjournalismus (Barcamp Bürgerjournalismus), Facebook (fbcamp das Barcamp rund um Facebook), Webangebote und Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen (Barcamp-junge Medien in Erfurt) und das Educamp veranstaltet, was ich jetzt ausführlicher vorstellen möchte.
Educamp:
Die Idee des EduCamp basiert auf dem Prinzip des BarCamps. Den Schwerpunkt der EduCamps bilden zumeist medienpädagogische Fragestellungen, aber auch generell die Formen und Methoden des Lehrens und Lernens. Die Inhalte konzentrieren sich hierbei meist auf den Einsatz von Medien im Bildungkontext und dies sowohl an Schulen und Hochschulen als auch im Unternehmenumfeld. Ziel eines solchen Events ist es, Menschen zusammenzubringen, die in den verschiedenen Bildungbranchen beschäftigt sind und sich mit innovativen Formen, Formaten, Technologien, Strategien etc. des mediengestützten Lernens auseinandersetzen, um sich so über dessen Zukunft austauschen zu können. Zu diesen Personen zählen Experten und Lehrende im Schul- und Hochschulbereich, sowie interessierte Schüler und Studierende.
Woher kommt die Idee?
Über den Einsatz (neuer) Medien im Bildungkontext von Schulen, Hochschulen und Unternehmen wird derzeit viel diskutiert. In einer Zeit steigender Informationsmengen erscheint es notwendig, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen, um up-to-date zu bleiben und zusätzliche Wissensquellen zu erschließen, die bei der Bewältigung von gestellten Aufgaben hilfreich sein können. Die Idee des EduCamp im deutschsprachigen Raum stammt von den drei Medienwissenschaftlern Steffen Büffel, Marcel Kirchner und Thomas Bernhardt.
Wie funktioniert ein Educamp?
Basierend auf dem Konzept eines BarCamps ist jeder der Teilnehmer dazu aufgefordert, ein eigenes Thema einzubringen, über das er gern referieren möchte. Dies kann dann während des EduCamp durch Vorträge, Workshops, Diskussionsrunden und auch jede andere Methode des (wissenschaftlichen) Austausches realisiert werden. Zunächst werden dafür alle Themen der Teilnehmer kurz vorgestellt und es wird ein Zeitfenster vordefiniert, in dem das Thema behandelt werden soll. Anschließend werden die so festgelegten Sessions auf die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten verteilt.
Das letzte Educamp wurde in Köln im März veranstaltet, wo viele interessante neue Themen zum Bereich  Schule vorgestellt wurden. Beispielweise hielt ein Teilnehmer des Educamps einen Vortrag darüber, welche Kompetenzen ein Lehrer braucht. Dann wurden noch die Zukunft der Lehrbücher und die Rolle der Medien in der Bildung diskutiert. Die nächste solche Veranstaltung wird in Ilmenau vom 18. bis zum 21. Oktober stattfinden. Es ist schon das 10. EduCamp und wird deshalb zum Jubiläum auch zu den Wurzeln zurückkehren.
Leider ist diese innovative Art des Wissensaustauschs in Ungarn nicht so verbreitet wie in anderen europäischen Ländern. Das größte Barcamp in Ungarn wurde von einer ungarischen Bank, Budapest Bank veranstaltet. in dessen Rahmen ein Wettbewerb unter den Unternehmen ausgeschrieben wurde. Ziel des Wettbewerbs war das innovativeste Unternehmen unserer Heimat zu finden. Die weiteren Programme der Konferenz erweckten großes Interesse. Ein Vortrag wurde von einer der innovativesten Persönlichkeiten Englands gehalten, Mike Butcher, der als Zeitungsredakteur arbeitet. Die mutigen Teilnehmer des Barcamps konnten auch selbst Vorträge zum Thema Innovationen in der Wirtschaft und in der Finanz halten und Themen vorschlagen.
Dieses neue Phänomen der Zusammenarbeit kann auch in der Bildung nützlich sein, wenn die Lehrer manchmal Workshop oder aktive Zusammenarbeit in den Unterricht einfließen lassen.
Wenn euch diese neue Form der Veranstaltungen gefällt, dann könnt ihr mutig ein Barcamp zu eurem beliebtesten Thema organisieren, weil allesamt wissen, dass jeder ein Barcamp veranstalten kann. Ich wünsche euch viel Erfolg!!!!!!!!!!!!!J




Quellen:
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Anita

Mittwoch, 9. Mai 2012

"Apartheid" im Europa des XXI. Jahrhunderts (Beitrag aus Sarajevo)

Der kleine Haris wachte zwar etwas müde auf, jedoch einigermaßen glücklich, weil er an diesem Tag eine Doppelstunde seines Lieblingsfaches Englisch haben sollte. Unschuldig wie immer setzte er sich in Gang und lief langsam gen seiner Schule. Wie jeden Morgen traf er auf dem Weg seinen Freund Ivan, der nur zwei Straßen weiter lebte und mit dem Haris gut befreundet war, obwohl das seine Eltern und Nachbarn nicht gerne sahen. Eine knappe halbe Stunde später waren sie vor dem Schulgebäude. Die beiden waren in einer Diskussion darüber vertieft, wessen Spielkartendeck wohl besser ist, Ivans oder doch das von Haris. Dieses Gespräch wollten sie nach der Schule beenden, weil sich ihre Wege nun vor den Schultoren trennte. Wie jeden Morgen müssen die zwei Freunde verschiedene Eingänge benutzen. Der Grund dafür ist, dass Haris ein Bosniake, also ein bosnischer Muslime ist und Ivan ein bosnischer Kroate, also ein Katholik ist. Die beiden müssen in streng getrennten Schulgebäuden verweilen und zwar nur mit Kindern, die ihrer eigenen Ethnie angehören. 

Mit den “Anderen” dürfen sie keinen Kontakt pflegen. Physisch getrennt, nach komplett anderen Schul-programmen lernend und von den Lehrern einem leichten “Brainwashing” unterzogen, müssen Kinder von kleinauf aufwachsen. Einige haben das Glück von toleranten Eltern erzogen zu werden, die ihnen das Gegenteil zeigen von dem, was sie in der Schule gelehrt bekommen. Andere Kinder werden von den Ihrigen auf gleiche Weise erzogen wie in der Schule und schaffen dadurch Distanz und Hass gegenüber den “anderen”. Ein grauenvoller Gedanke, dass Kinder nur wegen ihrer Ethnie oder Religion anders behandelt werden und nur mit ihrer eigenen Ethnie Kontakt haben dürfen. 

So eine Geschichte muss doch sicher Fiktion sein, oder? Doch was, wenn die kurze Geschichte vor der eigenen Haustür passiert? Was wenn “Apartheit” in Europa überlebt hat?  EBEN GENAU DAS HAT SIE!!! Diese Kurzgeschichte war ein fiktives Beispiel dafür, was tagtäglich in Kleinstädten in Zentralbosnien passiert.


Warte mal, Zentralbosnien? War das nicht irgend so ein judoslawisches Land? 

Genau, Bosnien und Herzegowina ist ein souveräner Staat in Südost-Europa, in dem in den 90er Jahren einer der grausamsten Kriege des XX. Jahrhunderts geführt wurde. Seit dem Dayton-Friedensabkommen von 1995 ist das Land politisch in zwei Entitäten geteilt – der Republika Srpska, dem serbischen Teil, und der Föderation, die aus Bosniaken und Kroaten besteht. Mit dem Krieg und auch nach ihm kam es zu starken Migrationen. Dadurch änderte sich radikal die demografische Karte des Landes.  

In einigen Städten besteht eine demografische Mehrheit nur einer Ethnie, während in anderen eine Gleichheit existiert. In solchen Gemeinden kommt es oft zu Spannungen. Die meisten solcher Kleinstädte gibt es in Zentral- und Südbosnien, wie z.B. Travnik, Vitez, Mostar, Stolac, Fojnica, Maglaj, Novi Seher. In solchen Städten ist die Prozentzahl von bosnischen Muslimen und bosnischen Katholiken fast gleich. (Die Seiten sind geteilt und es herrscht nur schwache Harmonie.) Die Kinder werden nach verschiedenen Lehrplänen unterrichtet, die Kroaten lehnen sich an den Lehrplan aus dem benachbarten Kroatien, und die Bosniaken arbeiten nach dem Lehrplan aus der Föderation. Demzufolge werden verschiedene Lehrbücher verwendet, insbesondere in Fächern wie Landeskunde, Geschichte und der Muttersprache. Obwohl die linguistischen Unterschiede zwischen dem Kroatischen und dem Bosnischen minimal sind, werden diese aufgepuscht und ihnen wird Wichtigkeit zugeschrieben, um einen “Unterschied” zwischen den Ethnien zu verdeutlichen. Genauso konzentrieren sich die bosnischen Kroaten im Geschichts- und Landeskundeunterricht mehr auf Kroatien, während sich die Bosniaken eher auf das Land in dem sie leben konzentrieren. Zusätzlich werden die Kinder physich voneinander getrennt, wie im Falle Travnik wo die Schulhöfe mit Zäunen getrennt sind. Unter Anderem ist der kroatische Teil der Schule komplett renoviert worden, während der andere Teil jeden Tag mehr verfällt.

Die Lehrer und Politiker hegen oft Vorurteile gegenüber den anderen und geben diese an die Kinder weiter. 

Greta Kuna, die damalige Bildungsministerin des Kantons Mittelbosnien, schockierte die Öffentlichkeit 2007 mit ihrer unsensiblen Aussage: «Das Projekt der Zwei Schulen unter einem Dach wird nicht abgeschafft werden, weil man Äpfel nicht mit Birnen mischen kann. Die Äpfel zu den Äpfeln und die Birnen zu den Birnen.» 

Dazu kommen noch die Eltern, die entweder tolerant sind und die Kinder dementsprechend erziehen oder die Meinung der Lehrer unterstützen und den Völkerhass pflegen. Unter den Kindern ist das Denken ebenfalls geteilt. Während die einen den Hass und die Aversion annehmen, würden die anderen gerne Kontakt haben mit der “befeindeten” Ethnie. Vor allem die Grundschulkinder wissen oft nicht, wieso diese Trennung besteht und die Eltern haben dann Probleme, dies zu erklären und geben als Antwort ein nüchternes “Das ist halt so”.



Daraus gehen folgende Konsequenzen hervor: die Kluft zwischen Ethnien vertieft sich, es finden keine Fortschritte hinsichtlich des Zusammenlebens statt, die Spannung zwischen den Ethnien wird aufrechterhalten, Kinder werden falsch informiert und dadurch werden zukünftige Generationen mit Vorurteilen und falscher Denkweise erzogen…

Dienstag, 8. Mai 2012

"Bécsben mindent szabad"

Mit Sonnenbrand und Schlafmangel sind wir am Sonntag Abend nach Budapest zurückgekehrt. Lustig war's und informativ. Genauere Berichte folgen bald.

An dieser Stelle sei aber vor allem einmal den Gastgebern gedankt, bei denen StudentInnen und Dozent (also ich) zwei Nächte lang schlafen durften.

Der Titel dieses Posts ist übrigens ein Zitat einer Studentin.


Das Seminar bei der Graffiti-Führung. Die beiden großköpfigen Mädchen im Hintergrund stehen für die vier Studentinnen, die nicht an unserer Reise teilnehmen konnten...














Andreas

Samstag, 28. April 2012

Wien, wir kommen!

Nachdem nun (fast) alle Vorbereitungen getroffen sind - auch den ersten Teil unserer Radiosendung haben wir bereits aufgenommen - richtet sich die Aufmerksamkeit auf das kommende Wochenende. Von Freitag, 4.6., bis Sonntag, 6.6., werden wir in Wien verschiedene Führungen, Workshops und selbständige Erkundungen machen - alles rund um die Themen Partizipation und Selbstbestimmung. Ein Vormittag in der Demokratiewerkstatt des Österreichischen Parlaments ist ebenso dabei wie eine Graffiti-Führung, ein Besuch des Guerilla Gartens Längenfeldgasse, ein Besuch der Ausstellung "Besetzt!" (über die Hausbesetzerszene im Wien der 70er, Wien Museum am Karlsplatz), und nicht zuletzt organisiert die Österreichische Hochschülerschaft eine Stadtführung für uns. Natürlich werden uns auch in das eine oder andere Lokal begeben - Landeskunde ist ja sehr wichtig...
Heute habe ich die Bahnkarten gekauft. Die Sonne scheint, die Schalterbeamtin am Keleti pu war ausgesprochen freundlich, die Vorzeiten sind also gut.

Andreas

Sonntag, 22. April 2012

Not verbindet Menschen (Beitrag aus Sarajevo)


Das Friedensabkommen von Dayton das 1995 von den Präsidenten von Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Serbien unterschrieben wurde, brachte Frieden in die Region. Durch dieses Abkommen kam es jedoch zur Teilung des Landes in zwei verschiedene Entitäten, wobei auf dem Territorium der Föderation von Bosnien und Herzegowina die Mehrheitsbevölkerung Bosniaken sind und auf dem Territorium der Republika Srpska mehr bosnische Serben leben. Obwohl dieses Friedensabkommen bereits vor 20 Jahren geschlossen wurde, ist bis heute das politische System im Land nicht geregelt. Der Grund dafür beruht auf den Problemen der nationalen Zugehörigkeit, die immer wieder die Objektivität zum Beispiel bei Wahlen, sowohl der führenden Politiker als auch der Wähler beeinflussen.

Wie steht dieses Friedensabkommen von Dayton aber nun mit dem heutigen Tagesgeschehen in Bosnien und Herzegowina in Zusam-menhang? Am 20.3.2012 versammelten sich ehemalige Mitglieder der Streitkräfte von Bosnien und Herzegowina, die durch die Teilnahme am Krieg ein Recht auf Frührente erworben haben, vor dem Gebäude des Ministerrates von Bosnien und Herzegowina, um ihre noch ausständigen Renten einzufordern. Schon seit drei Jahren werden die Renten nicht ordnungsgemäß ausgezahlt, so dass Schulden von insgesamt 29,8 Millionen KM (Mark) entstanden sind. Die Soldaten drohen bereits am ersten Tag mit einem Hungerstreik und fördern vom Staat die Lösung ihres Problems. Dabei beziehen sie sich auf das Gesetz, das von der parlamentarischen Tagung am Vorabend der allgemeinen Wahlen 2010 verabschiedet wurde. Das bereits bestehende Gesetz der Streitkräfte von Bosnien und Herzegowina (OS BiH) wurde infolge dessen so ergänzt und geändert, dass Soldaten, die bis 23. Dezember 1995 mindestens zwei Jahre dem Land im Krieg gedient haben und dabei Mitglieder der Armee von Bosnien und Herzegowina (ABiH), der kroatischen Abwehrmacht (HVO) oder des Militärs der Republika Srpska (VRS) waren, und für die der professionelle Militärdienst wegen ihrer Lebensjahre nicht mehr verlängert werden konnte, in Frührente gehen können.

Die Soldaten beschlossen nach der Änderung dieses Gesetzes ein Zeltlager vor dem Parlamentsgebäude zu errichten, um so mehr Druck auf die Regierung auszuüben. Ihr Pressesprecher Senad Hubijer machte es ausdrücklich, dass die Soldaten so lange vor dem Gebäude ausharren würden, bis ihr Fall in Augenschein genommen oder sie vor Hunger sterben würden. 
 
Das Stichwort Not bringt Menschen zusammen offenbart sich hier, denn die ungefähr 1000 Männer, die jetzt zusammen ihr Recht einfordern, standen sich vor 20 Jahren gegenüber und schossen aufeinander. Die Feinde von damals kämpfen jetzt gemeinsam um ihr Überleben. Rechtlich hätten die Soldaten ausbezahlt werden müssen, auch diejenigen, die damals gegen die Föderation gekämpft haben, jedoch wurde damals bei der Verabschiedung des Gesetzes ein sehr wichtiger Aspekt offensichtlich nicht betrachtet: die Finanzen. Dadurch, dass das Land, von der Wirtschaftskrise stark betroffen, sich in einer zunehmend schlechteren, sowohl politischen als auch wirtschaftlichen Situation befindet, ist es für den Staat schwer, die Renten auszuzahlen.

Fest dazu entschlossen ihr Vorhaben bis zum Ende durchzuführen, bleiben die Soldaten weiterhin in ihren Zelten. Nach zwei Tagen Hungerstreik mussten einige medizinische Hilfe erhalten. Am dritten Tag wurde der Hungerstreik aufgegeben. Bei anderen wiederum, verschlechterte sich der psychische Zustand, da sie von den Vertretern des Ministerrates provoziert, ausgelacht und nicht ernst genommen werden. Trotz der starken Spannungen, gelang es den ehemaligen Mitgliedern der Streitkräfte ruhig zu bleiben und ihren Streik ohne Exzesse fortzuführen.

Den Soldaten fällt es deutlich schwer auf dem kalten Betonboden die Tage und Nächte zu verbringen, aber einfach nach Hause gehen, das wollen sie nicht:



Hilfe und Aufmerksamkeit bekommen die Männer von verschiedenen nicht-staatlichen Organisationen, zudem unterstützen sie zahlreiche Vereine von Bosniaken, Kroaten und Serben in Europa, Amerika und Australien. Obwohl sie eine Lösung bis zum Ende der Woche erwartet haben, stehen sie auch heute, 24 Tage nach dem Beginn des Streiks auf demselben Platz und hoffen weiterhin auf ein friedliches Ende der Proteste und die baldige Rückkehr zu ihren Familien.



Seminar "Sprachübungen"
Germanistisches Institut der Universität Sarajevo

Donnerstag, 19. April 2012

Okto TV


"Okto ist Vielfalt!"



Thomas Bauer, Kommunikationswissenschaftler



Der Fernsehkanal Okto ist ein österreichischer partizipativer Fernsehsender, der seinen Sitz in Wien hat und dem Gedanken des Bürgerfernsehens verpflichtet ist. Rechtlich gesehen handelt es sich um einen Privatfernsehsender. In meinem Blogeintrag beschäftige ich mich mit dem Aufbau und der Struktur des Fernsehkanals, sowie seiner Geschichte und den Zielen, die Okto verfolgt.





Das Logo von Okto


Okto wurde im Rahmen der sogenannten Rot-Grünen Projekte ins Leben gerufen und vom Verein zur Gründung und zum Betrieb offener Fernsehkanäle in Wien im Jahr 2005 gegründet. Nach einer neunmonatigen Aufbauperiode ging er am 28. November um 20 Uhr desselben Jahres mit der Sendung AfriKa TV auf Sendung.


Damit wurde Okto zum ersten nichtkommerziellen Fernsehsender Österreichs. Es gibt auf Okto keine Werbung, der Sender wird über Förderungen durch die Gemeinde Wien finanziert. Einzelne Sendungen konnten durch EU-Förderungen kofinanziert werden.
Das Programm orientiert sich an Gruppen, die laut Eigenangaben des Senders "in der österreichischen Medienlandschaft unterrepräsentiert sind".
Okto hat nicht nur ein vielfältiges Programm, bei Okto kommen auch die MitarbeiterInnen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen und beruflichen Kontexten. Sie bilden ein kleines, multiprofessionelles Team, das mit viel Engagement und interkultureller Kompetenz für den Support von rund 500 ProduzentInnen, attraktive Aus- und Weiterbildungsangebote, einen reibungslosen Sendebetrieb und vieles mehr sorgt.


Ein Themenabend zum Internationalen Roma-Tag am 8. April



Was den Empfang von Okto betrifft, so können A1 KundInnen den vielfältigsten Programmmix des Senders auf Programmplatz 34 genießen.
Wer gar kein Kabel hat, kann trotzdem Okto gucken: Das Programm gibt’s nämlich als Livestream.
Wer eine Sendung verpasst hat, kann diese jederzeit in der Oktothek anschauen.



Natürlich gibt es nicht nur die Möglichkeit, sich Okto anzusehen, sondern wer Lust bekommen hat mitzumachen, der sollte wissen, dass einzelne Sendungsteams immer wieder auf der Suche nach Menschen sind, die mit anpacken und neue Ideen einbringen. Das ist insbesondere eine gute Gelegenheit für Menschen, die (noch) kein Konzept für eine eigene Sendereihe haben, aber trotzdem gern bei einer Fernsehsendung mitwirken möchten. Mehr Infos unter : programm@okto.tv




                                                                   Okto Wuzzl EM 2008 


Ich finde, dass dies eine hochinteressante Idee ist, in dieser (kapitalistischen) Welt einen nichtkommerziellen Sender ins Leben zu rufen. Meiner Meinung nach hat man dabei eine Menge Mut bewiesen, denn dieses Projekt hätte auch leicht fehlschlagen können. Ich denke, dass auch das „aktiv teilnehmen lassen” der Menschen dem Sender einen Erfolgsschub gegeben hat, denn im Unterschied zu anderen Sendern, wo man lediglich ein passiver Zuseher ist, bietet Okto zahlreiche Möglichkeiten, ein Teil der Fernsehwelt zu werden. Dass dieses Modell durchaus Erfolg hat, zeigt: 43% der Okto ZuseherInnen in Wien verfügen über einen Matura- bzw. Hochschulabschluss. Damit liegt Okto weit über der Grundgesamtheit aller Kabelhaushalte (36%).


Einige Beispiele:





Links:


Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit !


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Graffiti (Gastbeitrag aus Sarajevo)

 
Abgeleitet vom italienischem Wort sgraffio, was soviel bedeutet wie „kratzen“, gibt es Graffitis seit Menschen-gedenken. Seit dem Beginn der Menschheit sind Gemälde anfänglich auf Höhlen-wänden entstanden. Der Frühmensch hat mit Hilfe von Knochen oder Steinen Muster in den Fels gekratzt. Später entwickelte er Techniken, die Vorgänger der heutigen Sprüh- und Schab-lonentechniken waren. Graffitis haben es in den letzten 35 Jahren geschafft, in jeden Winkel der Welt vorzudringen und eine ungeheure Bandbreite an Stilen und interessanten Künstlern hervorzubringen. Die heutige Form des Graffiti entwickelte sich Ende 1960 in New York und Philadelphia, wo Künstler damit begonnen haben ihre Namen auf Wände und U-Bahnstationen zu schreiben. Obwohl Graffitis als Vandalismus bezeichnet werden, haben sie durchaus auch positive Seiten, da durch sie Protest zur Kunst wurde. 

Auch die Wände Sarajevos dienen als eine hervorragende Projektionsfläche für die Darstellung der Unzufriedenheit, des Protests und der kollektiven Meinung der Bürger. Als Beispiele dienen Graffitis, die ein politisches Statement äußern und die die Menschen anregen sollen nachzudenken und ihr Leben nicht in die Hände der korrupten Politiker zu legen. Graffitis wie „DOSTA“ (Genug), und „PAZI METAK“ (Vorsicht Kugel), vermitteln eine politische Botschaft. Hinter diesen Äußerungen stecken zwei gleichnamige Organisationen, die gegen Korruption und bürgerliche Passivität kämpfen. Dadurch, dass sie die Bürger zum Nachdenken über die politische Situation in BiH anregen, stellen sie einen Kontrast zu Vandalismus dar. Neben ihrer politischen Aussagekraft, haben sie auch die Kraft, die Stadt bunter und schöner zu gestalten. Dadurch, dass im Krieg viele Gebäude zerstört wurden, wurden diese Ruinen zu öffentlichen Kunstwerken, die ihr trübes Schicksal verstecken und eine schönere Seite zeigen.

Demzufolge können Graffitis als eine positive Form der Meinungsäußerung bezeichnet werden und außerdem das Städtebild verschönern.